Katharinas Geburt- Schwacher Mann,
starker Beschützer Gegen Ende der Schwangerschaft zogen wir uns ins Hotel Panhans am Semmering zurück. Es war am Abend des 12. März 1986. Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett und schickte mich gerade an, Sußigkeiten im Wert von rund 100 Schilling zu verdruecken. So wie ich es seit zwei Wochen jeden Abend getan hatte. Hans hockte mir gegenüber auf der Couch. Er hatte einen Walkman auf und arbeitete. Gegen 21.30 Uhr platzte die Fruchtblase. Ich erschrak furchtbar. Plötzlich war alles nass. Ich rannte aufs WC, Hans sprang auf und eilte mir hinterher. Er war ganz verzweifelt, weil er nicht so recht wusste, was passiert ist und was er tun sollte. Die Mitteilung, dass soeben die Fruchtblase geplatzt sei, machte ihn völlig nervös. "Bist du sicher? Tut dir etwas weh?", fragte er ebenso lieb wie unbeholfen. Nachdem er Handtücher zu einer «Windel«umfunktioniert hatte, trug er mich zurück ins Bett und kontaktierte Dr. Volker in Wien. Dieser war damals einer der wenigen Arzte, die eine sogenannte»sanfte Geburt«(ohne Schmerzmittel oder fremde Hilfe) durchführten. Ich habe eine unglaubliche Abneigung gegen Spitäler, Spritzen, Narkosen und alles was damit zu tun hat. Ich wollte eine ganz natürliche Geburt und hatte das mit Hans besprochen. Er hatte sich erkundigt und so waren wir auf Dr. Volker gestoßen. Der Arzt war ruhig und gelassen, was Hans gar nicht fassen konnte. Er wollte sofort zurück nach Wien fahren, aber Dr. Volker empfahl mir, etwas zu schlafen, um mich zu schonen und Kräfte für die Geburt zu sammeln. Das mit dem Schlafen funktionierte aber so gar nicht. Wir waren beide zu aufgeregt. Um 5.30 Uhr packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren nach Wien, begleitet von den beruhigenden Worten des Arztes, für den es nicht weiter verwunderlich war, dass die Wehen noch nicht eingesetzt hatten. Auch ein Punkt, der uns verunsicherte. Wir wurden schließlich beide zum ersten Mal Eltern.
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Am 13. März 1986 um 9 Uhr trafen wir im»Weißen Kreuz«ein. Um 10.30 Uhr bekam ich ein Zapferl und zwei Minuten später setzte auch schon die erste Wehe ein. Die Aufregung stieg. Der Arzt empfahl uns am Gang spazieren zu gehen. Hans hat dabei schachtelweise Zigaretten geraucht. Er war viel nervöser als ich, mimte aber trotzdem den starken Beschützer an meiner Seite. Ab 15 Uhr durfte ich dann das Zimmer nicht mehr verlassen. Die Wehen wurden immer schmerzhafter. Bald hatte ich dann aber keine Kraft mehr und die Hebammen meinten, ich sollte mich auf die Knie setzen, damit das Baby leichter zur Welt kommen könne. Hans stand mir im wahrsten Sinne des Wortes eng zur Seite. Sn eng, dass ich vor lauter Schmerzen permanent mit meinem Kopf gegen seine Brust schlug, Sieht man davon ab, dass er diese Momente ohnehin nie vergaß, sollten ihn eine Menge blauer Flecken noch tagelang an Katharinas Geburt erinnern. Das Farbenspiel setzte sich auch in seinem Gesicht fort. Er wurde käseweiß und musste raus-gehen. Das war gegen 20 Uhr. Wenig später, kurz nachdem Katharina um 20.09 Uhr zur Welt kam, war Hans wieder da. Als er das Zimmer betrat, lag unser Baby bereits auf meiner Brust. Unter Tränen durchtrennte er die Nabelschnur. Seine Tapferkeit wurde belohnt. Er durfte Katharina dann gleich baden, was er bravourös meisterte.
Später wurde ich mit unserem Kind ins Zimmer gebracht. Hans wartete bereits auf uns. Etwas ruhiger, weil er sich zwischen-zeitlich zwei Drinks genehmigte. Es dauerte nicht lange, bis er vor Erschöpfung ob der vielen Aufregungen auf dem Sessel entschlummerte. Sehr zum Leidwesen der Schwester, die wollte, dass er geht. Immer wieder kam sie ins Zimmer und bat: »Herr Hölzel, bitte, Ihre Frau und Ihr Kind brauchen Ruhe. Sie sollten jetzt gehen. «Das konnte er aber so gar nicht verstehen und dachte nicht einmal daran, seine zwei Lieblinge zu verlassen. »Ich will bei meiner Frau sein und störe sie ganz bestimmt nicht. Die Einzige, die stört, sind wohl eher Sie. Sie kommen ja die ganze Zeit rein und stören uns!«, klärte er die Krankenschwester in seiner unmissverständlichen Art auf und wachte weiter an unserer Seite. Katharinas Geburt war aber nicht das einzige Highlight im März 1986. Rund zwei Wochen später kam der Anruf von der Plattenfirma. Hans hatte es in den USA mit »Rock me Amadeus«an die Spitze der Billboard-Charts geschafft.