Этот сайт посвящён австрийскому певцу Фалько (Ганс Хёльцель) - Falco (Hans Hölzel). Здесь вы найдёте его биографию, фотографии, дискографию, переводы статей, тексты песен, видео и музыку, а также сможете пообщаться с другими поклонниками этого замечательного человека, так рано ушедшего из жизни.

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Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 14:48 | Сообщение # 1
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Katharina Bianca Vitkovic
"Falco war mein Vater"

Bildnachweis
Foto Antonia, Kitzbühel: 158
Ian Ehm: 160
Kronen-Zeitung: 129
Thomas Maria Laimgruber: 153
USPress/ Udo Schreiber: 55, 57, 60, 61
Alle anderen Bilder stammen aus dem Privatbesitz von
Isabella und Katharina Bianca Vitkovic.

ISBN 978-3-8000-7356-6
Alle Urheberrechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung
und öffentlichen Wiedergabe in jeder Form, einschließlich einer Verwertung in
elektronischen Medien, der reprografischen Vervielfältigung, einer digitalen
Verbreitung und der Aufnahme in Datenbanken, ausdrücklich vorbehalten.
Covergestaltung: Walter Reiterer
Coverfoto: Thomas Maria Laimgruber, www.laimgruber.com;
ORF/Johannes Cicek
Copyright © 2008 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien
Druck: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan i. L.
7654321

Ihnhalt

7 Prolog von Martina Bauer
13 Die Todesnachricht 21 Der Vaterschaftstest
25 Die Erinnerungen meiner Mutter
71 O-Töne Hans'ungeschminkter Lebensbeichte
und Liebeserklärung

93 Erinnerungen an die frühe Kindheit
137 Der Vater aus dem Telefonhörer
145 Schreckliche Hauptschulzeit
161 Papas Lebensweisheiten und
erzieherische Maßnahmen

167 Flucht in die Welt der Spiritualität
177 Teufelsspirale Medien
185 Die Entstehung des Buches

 
Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 14:50 | Сообщение # 2
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Prolog von Martina Bauer

Was soll ich noch sagen, es ist doch schon alles gesagt... Worte, die Falco einst mit der Nummer»Emotional«zu Papier brachte, haben noch immer keine Gültigkeit. Auch zehn Jahre nach seinem Tod gibt es zu Falco, zu Hans Hölzel, Ungesagtes. Falco war Papa und Falco war Ehemann. Auch wenn das gerne von diversen Wegbegleitern und selbsternannten besten Freunden ob des unglücklichen Endes dieses Familienlebens mit leidenschaftlicher Hingabe in Abrede gestellt, verunglimpft und lächerlich gemacht wird, so bleibt es Fakt, dass Hans, Isabella und Katharina sieben Jahre lang eine Familie waren und auch über den Vaterschaftstest hinaus verbunden blieben.

Über Isabella und Katharina wurde viel geschrieben, viel gelogen, sie selbst haben sich nie in den Vordergrund gedrängt, sich nie zu Wort gemeldet, außer in den wenigen Interviews, um die angefragt wurde. Zehn Jahre nach Falcos Tod ist es Zeit, das Schweigen zu brechen. Es ist Zeit für die Wahrheit, für große und kleine Geschichten, unterhaltsame und traurige, in jedem Fall aber stets berührende Storys, die im Familienleben der Hölzels geschrieben wurden. Der große Regisseur, der die Theatralik über alles liebte, wusste um die Wertigkeit der Inszenierung, die nahezu allgegenwärtig war, außer in den stillsten Momenten ...

Es ist mir Freude und Ehre zugleich, dass ich diese Geschichten niederschreiben durfte. Bei »Heimat bist du großer Söhne« fielen mir aus der jüngeren Vergangenheit immer nur drei Söhne ein: Thomas Bernhard, Oskar Werner und Falco. Ein Fan im eigentlichen Sinn war ich nie. Mit neunzehn habe ich mir die heute noch heiß begehrte rote LP gekauft, später dann ein paar CDs, das Privacy-Buch und ein Poster, weil beides schön anzusehen ist und Letzteres so gut zu einem Filmplakat von Oskar Werner passt, das ebenfalls meine Wohnung ziert. Persönlich habe ich Falco nie kennengelernt, wenngleich ich ihm in irgendeiner Nacht Ende der 80er oder Anfang der 90er im damaligen Szene-Lokal »Salzamt«begegnet bin. Ich weiß noch genau, als wie klein ich ihn empfand.

Er war an sich nicht sonderlich groß, aber als er so da stand, am Ende der Bar, mit gerunzelter Stirn vor sich hin sinnierend, immer ein Glas Fernet in der Hand, so als wollte er daran Halt finden, zwar da, aber nicht hier, wirkte er fast fragil und dennoch verströmte er Größe. Ich konnte seine sensible Zerbrechlichkeit förmlich spüren. Diese Begegnung bestätigte mir, was ich ohnehin vermutet hatte. Falco hatte mit Hans Hölzel nicht viel gemeinsam. Ich kann nicht sagen warum und wieso, aber für mich war Falco immer mehr Dichter und Philosoph als Popstar, einfach ein facettenreicher, hoch sensibler Mensch mit begnadetem Wortspiel, das ihresgleichen suchen musste.

Demzufolge haben mich seine Texte viel mehr interessiert als sein Privatleben — oder was als solches kolportiert wurde. Das mediale Getue um den Vaterschaftstest bekam ich nur am Rande mit. Für eine Journalistin habe ich einen fast unnatürlich ausgeprägten Respekt vor der Privatsphäre anderer Menschen, selbst wenn selbige in der Öffentlichkeit stehen.

 
Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 15:05 | Сообщение # 3
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Über die Jahre hinweg gelang es mir mit an Arroganz grenzender Ignoranz, nicht einen dieser Verunglimpfungsartikel über Isabella oder Katharina zu lesen. Umso fassungsloser war ich, als mir Isabella ein Konvolut aus alten Zeitungsberichten in die Hände drückte, deren Inhalt mich zum Großteil anwiderte. Alles in mir sträubte sich, diese Berichte Zeile für Zeile zu lesen.

Ursprünglich war ich der Meinung, mich auf dieses Buch vorbereiten zu müssen. Ich wollte jede Biografie, jede Zeile, die über Falco geschrieben wurde, lesen. Doch diese Idee habe ich wieder verworfen. Ich erinnerte mich an den Satz: Was soll ich noch sagen, es ist doch schon alles gesagt. Ich gierte nach dem Ungesagten. Ich wollte Erzähltes zu Papier bringen, nicht Nachgelesenes. »Falco war mein Vater« ist ein Buch der Emotionen, voll von gelebten Geschichten, nicht eines der Recherche.

Sie, geschätzte Leserin und geschätzter Leser, sollen auf diesen 192 Seiten am Familienleben der Hölzels teilhaben. Falco, der Sie — aus welchen Gründen auch immer — in Ihren Bann gezogen hat und zieht, sollen Sie als Vater und Ehemann kennenlernen. Sie sollen mit ihm, Isabella und Katharina lachen und weinen. Sie sollen spüren, was Sie lesen. Mag sein, dass Tage und Monate nicht immer exakt übereinstimmen, aber erinnern Sie sich an jedes schöne, traurige oder witzige Erlebnis, das Sie mit einem geliebten Menschen hatten, mit exaktem Datum? Ich nicht. Isabella nicht und Katharina auch nicht. Zumindest nicht immer.

Es geht in diesem Buch um die Erinnerungen, die Erlebnisse an sich und nicht um eine tabellarische Abhandlung von Ereignissen nach exakter Zeitmessung. Aber Sie dürfen mir glauben, wir haben es versucht, oft und immer wieder habe ich gemeinsam mit den beiden bedauert, dass sie keine Tagebuch-Schreiberinnen sind.

 
Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 15:09 | Сообщение # 4
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Dir meisten Menschen mögen bei Falcos Erbe an materielle Dinge denken. Falcos wesentlicheres

Erbe sind aber die Geschichten, die sein Leben schrieb. Der Nachwelt in diese einen Einblick zu gewähren, ist mit Sicherheit das wichtigere Anliegen als die Umverteilung von Villa, Bildern und Geldern, die zu seinem Tod angeblich ohnehin nicht mehr da waren, dafür posthum gescheffelt wurden, sowie der unschöne Zank um all das. Das eigentliche Vermächtnis des Falken soll darob nicht sang- und klanglos untergehen, denn es ist mehr als Materielles und Musik. Es ist die Geschichte des ungeschminkten Lebens von Hans Hölzel, der immer auch Falco war.

Hans Hölzel ist nicht auf eine Person zu reduzieren, weder auf den Familienvater noch auf Falco. Er war ein Zerrissener, in dessen Brust zwei Seelen schlummerten. Wie sehr er unter diesem Umstand zu leiden hatte, wird in diesem Buch ganz deutlich. Nicht zuletzt durch eine authentische Lebensbeichte, die er Isabella eigentlich als Liebesgeständnis in Form eines Videos per Taxiboten zukommen ließ. Unglaublich berührende O-Ton-Auszüge finden Sie in diesem Buch. Die gesamte Aufzeichnung dieser einzigartigen und bis dato unveröffentlichten Selbstaufnahme findet sich auf der DVD»Emotional«.

Abschließend ist es mir ein Bedürfnis, mich bei ein paar Menschen zu bedanken, ohne die ich dieses Buch nicht schreiben hätte können, was mich um ein großes Vergnügen und um eine wunderbare Erfahrung gebracht hätte. Allen voran Katharina, für dein uneingeschränktes Vertrauen und für deine Offenheit. Dafür, dass du meine Fragen auch dann noch beantwortet hast, wenn dir die Tränen bereits in Sturzbächen über die Wangen gelaufen sind. Dafür, dass du den aufgestauten Schmerz aus dir ebenso heraussprudeln hast lassen wie die Geschichten, bei denen wir viel lachten.

Mein Dank gebührt natürlich auch Isabella. Obwohl ich dein Erinnerungsvermögen ab und zu fast über Gebühr strapaziert habe, warst du dennoch permanent für mich erreichbar und hast mir vorbehaltlos vertraut. Ebenso wie Alfred Schierer vom Verlag Carl Ueberreuter. Nach wenigen Seiten hast du mir grünes Licht gegeben und bist mir im Zuge des Schreibens mit Rat und Tat nicht nur hilfreich, sondern auch sehr sympathisch zur Seite gestanden. Brigitte Hicker, meine liebe Freundin und Chefreporterin von Woman, dir danke ich dafür, dass du die glänzende Idee hattest, sofort an mich zu denken, und für dein tolles Feedback, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.

Lieber Richard, dir soll an dieser Stelle natürlich auch gedankt werden, weil du mir als mein Chefredakteur ganz prompt das Pouvoir für dieses Buch und den damit verbundenen spontanen Urlaub gegeben hast. Meiner Familie und meinen Freunden sage ich Danke dafür, dass sie Verständnis dafür hatten, dass ich eine Zeit lang nicht ansprechbar war, und dafür, dass sie trotzdem noch mit mir reden. Und bei Franz, meinem Schamanen, einfach dafür, dass er so ein glänzender Mentalcoach ist.

Martina Bauer
Wien, im Oktober 2007

 
Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 15:18 | Сообщение # 5
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Die Todesnachricht

Ich war zwölf, als am 6. Februar 1998 um 9.30 Uhr eine völlig unerwartete Nachricht über mich hereinbrechen und mein noch so junges Leben zum zweiten Mal aus den Fugen heben sollte. Da spürte ich sie wieder, diese Kälte, die ich schon so gut kannte.

Dabei war es tags zuvor ein schöner Donnerstagabend gewesen. Meine Mutter war mit Freundinnen verabredet, und damit ich mich nicht so alleine fühlte, übernachtete mein neunjähriger Cousin Patrick bei mir. Wir hatten es — gemeinsam mit meinem schwarzen Kater Charly — sehr lustig. Im TV lief »Interview mit einem Vampir«und wir blieben länger auf, als es meine Mutter erlaubt hatte. Ich erinnere mich, dass mich gegen ein Uhr ein eigenartiges Gefühl überkam, das ich nicht zuordnen konnte. Ich war aufgewühlt, mein Magen krampfte sich zusammen, Angstzustände ergriffen Besitz von mir. Mein Cousin versuchte mich zu beruhigen. Das gelang ihm zunächst nicht, aber schon bald wichen die Beklemmungen wohliger Wärme, einer Art Vertrautheit.

Heute schildert mein Cousin diese Minuten so: »Du bist kreidebleich auf der Couch im Wohnzimmer gesessen, dein Blick war starr zur Balkontür gerichtet. So, als hättest du einen Geist gesehen. Ehrlich, Katze (diesen Spitznamen hat mir Papa gegeben), ich dachte damals, du spinnst.« Ich weiß noch, dass ich mein Gefühl mit einem»Stechen in der Brust«umschrieben habe. Wir schenkten dem Zwischenfall aber keine weitere Beachtung, sondern sahen noch fern und gingen danach zu Bett.

 
Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 15:32 | Сообщение # 6
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Aus meinem unruhigen Schlaf wurde ich von meiner Mutter gerissen. Sie kniete neben meinem Bett und ich spürte, wie sie meine Stirn streichelte. Ein angenehmes Gefühl, das mich weckte. Ich schlug die Augen auf und sah Mamas tränenüberströmtes Gesicht. Sie versuchte stark zu sein, lächelte mich an, aber ich spürte sofort, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Ganz ängstlich fragte ich sie, was denn passiert sei. Und dann kam sie, die Antwort, die ich nicht fassen wollte und konnte:
»Der Papa ist heute Nacht gestorben! «

Sechs Worte, die ich nie mehr vergessen sollte. Von diesem
Augenblick an veränderte sich mein Leben von Grund auf.
Dieser brennende Schmerz, der keine Ventile fand, wird mich
immer an das Endgültige im Leben erinnern.

»Nein, das glaube ich nicht«, stieß ich hervor, als mich meine Mutter in den Arm nahm und fest an sich drückte. Schmerz, Hass, Trauer, Leere, da waren sie wieder, diese Gefühle, die ich in den Jahren nach dem Vaterschaftstest auf meine kindliche Art zu bewältigen versucht hatte. Es war mir nie gelungen. Und wieder sollte ich daran fast zerbrechen. Wieder fand ich keinen Weg, das, was ich fühlte, zum Ausdruck zu bringen. Ich konnte nicht mal weinen. Mein Cousin konnte weinen, als er die Nachricht hörte. Er fiel meiner Mutter um den Hals und beide ließen ihren Tränen freien Lauf. Ich saß regungslos daneben.

Ich hätte so gerne etwas gefühlt. Ich kauerte auf meinem Bett und versuchte krampfhaft, ein Gefühl heraufzubeschwören.

Nichts. Nur Leere und Einsamkeit. Ich hasste mich dafür. Meine Mutter tröstete Patrick. Ich stand auf, suchte mir Kleidung aus dem Schrank und ging ins Bad. Dort fasste ich den ersten mir heute bewussten Gedanken: »Eine Lüge. Das ist eine verdammte Lüge. Papa ruft sicher bald an.«Dreißig Minuten verbrachte ich im Bad. Heute weiß ich nicht mehr, was ich da getan, oder gedacht habe. Diese Zeit ist wie von einem Schleier umhüllt.

Als ich aus dem Bad kam, waren meine Tanten und Onkel da. Alle umarmten einander und weinten. Ich stand ohne Anteilnahme dabei, fühlte mich schäbig und fragte mich, was sie wohl von mir dachten, wenn ich nicht mal weinte. Als mich Tante Bianca fragte, ob denn alles in Ordnung sei mit mir, wurde ich sogar wütend. »Ja, macht euch um mich keine Sorgen, mir ist doch egal, ob Papa tot ist!«, fuhr ich sie an. Das war so ziemlich das letzte Mal, dass ich an diesem Tag sprach. Heute weiß ich, dass ich in dieser Situation das tat, was ich mir in den Jahren zuvor bis zur Perfektion beigebracht habe. Ich unterdrückte meine Gefühle.

Am Wochenende konnte ich kaum schlafen. Ich wusste, was am Montagmorgen in der Schule auf mich zukommen würde. Kaum war ich im Klassenzimmer, schwappte eine Welle zynischer Fragen von Mitschülern und Lehrern über mich. Nicht nur Kinder können gnadenlos sein. Aber ich war in meinem Schneckenhaus so gut eingebettet, dass mich das ziemlich kalt ließ. Mit Sticheleien war ich vertraut. Dennoch schaffte es der eine oder andere, mich durch Einschüchterung oder Bedrängen dazu zu bringen, kurze und wirre Antworten zu geben. Am liebsten aber schwieg ich. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ohnehin nichts über den Unfallhergang in der Do-minikanischen Republik.

 
Лютый_хомякДата: Вторник, 2009-Июн-09, 15:43 | Сообщение # 7
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Zwei Vertrauenslehrer waren in den folgenden beiden Wochen meine einzigen Stützen außerhalb der Familie. Die Sorge um mich war groß, weil ich nur still und anteilnahmslos dasaß oder deponierte, dass es mir egal sei, was mit meinem Vater passiert war. Die Angst vor der Realität, vor der ich mich permanent auf der Flucht befand, war so groß, dass ich nicht mal zur Beerdigung gehen konnte. Ich wollte nicht wahrhaben, dass mein Papa für immer weg war. Zwei Wochen lebte ich in meiner selbstgezimmerten Welt der Illusion, bis mich Schmerz, Hass und die Angst vorm Alleingelassenwerden einholten.

Es war an einem Samstagvormittag. Meine Mutter kam vom Einkaufen zurück und fand mich. Ich lag zusammengekauert unter dem Esstisch, geschüttelt von einem Heulkrampf, der zwei Stunden dauerte. Ich hatte versucht, mich selbst zu verletzen, weil ich nicht wusste, wohin mit dem Schmerz in meinem Herzen. Immer wieder schluchzte ich: »Warum wird mir schon wieder alles weggenommen? Warum können sie mich nicht in Frieden lassen? Jetzt geht der Wahnsinn wieder von vorne los. Ich will meine Kindheit zurück! «So fest mich meine Mutter auch an sich drückte, mich war voller Hass auf ich und mein Umfeld.
In diesen beiden Wochen habe ich meine Gefühle nicht nur unterdrückt, ich habe sie förmlich niedergetrampelt. All die Hänseleien in der Schule. Aber auch für die Medien waren wir
wieder einmal ein gefundenes Fressen. Seit dem Vaterschaftstest ließen sie keine Gelegenheit aus, meine Mutter und mich durch den Dreck zu ziehen. Alte Narben wurden aufgerissen. Themen, die ich mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte, wurden erneut aufgetischt, garniert mit Lügen und Verachtung.

Als ich da so am Boden in den Armen meiner Mutter lag und wir beide weinten, fragte ich mich, woher ich die Kraft nehmen sollte, all das noch einmal zu ertragen. Demütigungen, Rechtfertigungen, Neid, Hass — all das würde mir Tag für Tag ins Gesicht schlagen. So wie in den verdammten Jahren davor, bis heute ...

Mit diesem Problem kämpfe ich noch immer. Die Leute wollen nicht die Person Katharina Vitkovic sehen, sondern die »Leider-nein-Tochter«von Falco. Auf der Suche nach Freundschaft, Nähe und Wärme bin ich oft den falschen Menschen begegnet. Begehrt war ich, weil ich Falcos Tochter war, hinter meinem Rücken aber hat man sich das Maul darüber zerrissen, dass ich es ohnehin nicht sei. Viele erhofften sich durch mich sogar finanzielle Vorteile, weil sie mir nachsagten, dass ich wegen des vielen Geldes glaubte, etwas Besseres zu sein. Dass mein Papa aus gekränktem Stolz das Testament umschreiben ließ und mir kein Geld vermachte, interessierte niemanden. Selbst im Job wurde ständig hinter meinem Rücken getuschelt, wenn ich den Raum betrat. Oft sind mir Menschen auch aus dem Weg gegangen, weil sie Berührungsängste hatten. Ängste, die sich auf mich übertrugen. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich möchte diese Welt voller Zweifel und Misstrauen hinter mir lassen. Seelenhygiene - unter diesem Zeichen schreibe ich dieses Buch. Es ist ein Aufräumen mit meinem Leben, das fest verknüpft ist mit meinem Vater Hans Höдяд und der Kunstfigur Falco, die so viel gelitten hat.

 
Лютый_хомякДата: Среда, 2009-Июн-10, 12:53 | Сообщение # 8
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Der Vaterschaftstest

Mama und Papa waren zwar seit 1989 geschieden lebten aber bis 1992 in einer Art Beziehung. Dann 1ernte Mom einen Mann kennen, mit dem es ihr ernst war. Sie wollte mit ihm und mir aus Graz wegziehen. Zur Diskussion standen Kitzbühel oder München, was Papa gar nicht passte. Er wollte nicht zulassen, dass wir weggingen. Anders seine Mutter. Je weiter weg wir waren, desto besser war es für sie. Meine Mutter war Maria Hölzel immer ein Dorn im Auge. Sie wusste, dass ihr die flüchtigen Frauengeschichten ihres Sohnes nicht gefährlich werden können, genauso wusste sie aber auch, dass Papa meine Mutter wirklich geliebt hat. Sie hatte immer Angst, ihren Sohn an Mom zu verlieren. Darum sponn sie ein Intrigennetz nach dem anderen und beschwor unerträgliche Situationen herauf, durch die ihr Sohn immer zerrissener wurde. Der Zenit ihrer Niederträchtigkeit war der Vaterschaftstest, zu dem sie Papa anstiftete. »Wenn du mit der Kleinen weggehst, will ich wissen, ob sie überhaupt von mir ist«, sagte er im Spätsommer 1993 zu meiner Mutter, die bis dahin fest glaubte, dass ich sein Kind bin. Viele Freunde — seine echten Freunde, nicht jene, die sich nach seinem Tod selbst dazu ernannten — rieten ihm von diesem Test ab. Billy Filanovsky war einer von denen, die meinten, dass es Papa einfach gut sein lassen sollte. Er ließ es nicht gut sein, gab dem Drängen seiner Mutter nach und machte den Bluttest, der beweisen sollte, dass ich nach sieben Jahren nicht mehr die Tochter meines Papas war, der meine Mutter aus allen Wolken fallen ließ und der meinen Vater selbst in eine tiefe Krise stürzte.

Es war im November 1993, mitten in der Nacht, als es in der Grazer Maygasse an unserer Tür Sturm läutete. Im Halbschlaf registrierte ich, wie meine Mom aufstand. Ich hatte als Kind oft Albträume und war zuvor wieder einmal zu ihr ins Bett gekrabbelt. Als ich Papa hörte, war ich hellwach. Ich hörte ihre Stimmen im Wohnzimmer, versuchte zu lauschen, verstand aber kein Wort. Nach rund zwei Stunden kam mich Mom holen. Papa saß auf der Couch und weinte. Er nahm mich in den Arm und drückte mich so fest, dass ich zu ihm sagte: »Au, du tust mir weh.«Dann eröffnete er mir: »Ich muss dir was sagen. Ich bin nicht dein Papa.«Als er bemerkte, wie verdutzt ich dreinschaute, weil ich das alles nicht verstehen konnte, versicherte er mir: »Ich bin schon dein Papa, aber nicht dein richtiger Papa. Aber egal was passiert, ich werde immer dein Papa sein.« Ich verstand noch immer nicht so recht, aber er lenkte mich ab, drückte mich und redete mit mir über die verschiedensten Dinge. Er erkundigte sich, ob es mir in der Schule gut ginge, ob alle lieb zu mir wären. Danach ging ich wieder ins Bett, konnte aber nicht schlafen, weil ich Papa im Wohnzimmer immer wieder weinen hörte.

Die Schule fiel in den nächsten Tagen für mich aus, weil diese Thematik, die ich mit sieben Jahren nicht ganz nachvollziehen konnte, in den Medien gnadenlos ausgeschlachtet wurde. In der Zeit danach wurde aus mir ebenso eine Kunstfigur gemacht wie aus meinem Vater. Mit dem Unterschied, dass er am Podest stand, anbetungswürdig und unantastbar. Ich hingegen mutierte vom vielgeliebten und gehätschelten Kind des Falken zum»Kuckucksei«, das für jedermann Zielscheibe von Hass-Ti raden werden konnte. Nach einem Monat zog meine Mom mit mir erst nach München und dann weiter nach Kitzbühel. In der Hoffnung, dass uns die Leute dort in Ruhe lassen würden.

Viel lieber als an die Hänseleien, die mir in der Schule und im Privatleben widerfahren sind, erinnere ich mich an die schoene Zeit mit meinem Vater. An die zwölf jahre, in denen ich sein Katzerl war, denn anders als in der Öffentlichkeit so oft und mit Hingabe dargestellt, fand die Liebe zu meiner Mutter und zu mir erst mit seinem Tod ihr irdisches Ende. Mein Vater war ebenso außergewöhnlich wie normal. Ganz besonders dann, wenn in den Medien die Eskapaden der Kunstfigur Falco breitgetreten wurden, habe ich mir von meiner Mutter aus dieser Zeit erzählen lassen, in der es mich noch nicht gab, und aus jener, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Ich möchte an dieser Stelle des Buches meine Mutter selbst zu Wort kommen lassen, weil sich meine Erzählungen auf die Sichtweise der Tochter beschränken, meine Mutter aber kann über den Menschen, ihren Lebensmenschen, und den Mann Hans Hölzel berichten. Was und wie er war, genialer Künstler und liebenswürdiges Wesen, das er für uns nach wie vor ist.

 
Лютый_хомякДата: Среда, 2009-Июн-10, 12:53 | Сообщение # 9
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Die Erinnerungen meiner Mutter

Das Kennenlernen — »Ich bin der Hans ...«

Isabella Vjtkovic, 45, Sekretärin in Graz, erinnert sich an jene Zeit zurück: Ende Juni 1985 besuchte ich nach einer Modenschau (ich war damals Model) mein Stammlokal in der Grazer city. Ich war 22 Jahre alt und Musik kam für mich primär aus dem Radio oder aus dem Kassettenrekorder. Die Gesichter zu den Stimmen kannte ich kaum. Ich muss gestehen, dass ich mich weder damals noch heute sonderlich für Musik interessierte oder interessiere. Falco war mir natürlich ein Begriff, aber ich hatte — wie bei den meisten anderen auch — kein Gesicht zum Namen. Das war mir vor allem in jenem Moment peinlich, als ich bereits neben ihm saß und sich während des Gespräches rauskristallisierte, dass er zu jenen Künstlern gehörte — auch Opus waren dabei —, die zuvor einen Auftritt in Graz hatten. Er ließ Falco so gar nicht »raushängen«, stellte sich als Hans vor und plauderte mit mir über Gott und die Welt. Er hatte etwas Liebenswertes, schien mir ganz normal und sympathisch. Natürlich hat er mir auch sehr gut gefallen. Wir hatten beide das Gefühl, uns schon ewig zu kennen, so gut haben wir uns unterhalten. Irgendwann fiel das Thema auf den»Kommissar«. Erst da wurde mir bewusst, dass dieser Hans Falco sein könnte. Es war mir aber zu peinlich, ihn danach zu fragen. Ihm dürfte es so gar nicht wichtig gewesen sein, mir näherzubringen, wer er war. Alles was zählte war dass es zwischen uns sofort funkte. Seit diesem Abend gab es nur noch uns beide, wir wurden ein Liebespaar ...

Die Schwangerschaft — im Zeichen von
»Roch me Amadeus«

Es war am frühen Morgen eines sehr schönen Augusttages, also rund einen Monat nach unserem Kennenlernen. Die Sonne schien ins Schlafzimmer der Wohnung in der Schottenfeldgasse im siebenten Wiener Gemeindebezirk. Weil ich nicht schlafen konnte, saß ich auf der Fensterbank. Ich wusste, dass ich schwanger war, hatte aber keine Ahnung, wie Hans
reagieren würde. Immerhin kannten wir uns erst ganz kurze Zeit. Bei meinem damaligen Ehemann war ich bereits ausgezogen. »Baby, was hast du denn, was ist denn los, was bedrückt dich?«Seine Besorgtheit rührte mich und da ich es ohnehin irgendwann mal sagen musste, eröffnete ich ihm, dass wir ein Kind erwarteten. Er war außer sich vor Freude. Seine Reaktion überstieg meine kühnsten Träume. Ab diesem Moment kannte seine Fürsorglichkeit keine Grenzen. Anders als seine Mutter, deren Freude sich in Grenzen hielt und die gleich deponierte, dass Schwangerschaft keine Krankheit sei, kümmerte sich
Hans aufopfernd um mich. »Bleib sitzen, ich hol dir das.«—
»Was willst du essen, was soll ich dir bringen?« — »Ich hol dir
etwas von der Tankstelle.« — Sätze, die unsere Tagesabläufe begleiteten. Für richtig großes Getue um die Schwangerschaft blieb aber ohnehin keine Zeit. 1985/86 war die»Rock-me Amadeus«-Ara. Auftritte und jede Menge Promotion-Arbeit bestimmten unseren Alltag. Ich war fast immer an der Seite von Hans. Einer der Höhepunkte unserer noch so jungen Beziehung war mit Sicherheit die Reise nach New York.

 
Лютый_хомякДата: Среда, 2009-Июн-10, 12:54 | Сообщение # 10
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Der erste Urlaub — Als drei Teenies "Falco" aus
der Reserve lockten ...

Am 23. Dezember 1985 starteten Hans und ich unseren lange ersehnten ersten gemeinsamen Urlaub. Mit dabei war sein Manager Hans Mahr und dessen Sohn Matthias. Sieben Wochen USA, Karibik und Brasilien standen auf dem Programm. Die Freude darauf war riesengroß. Unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest, der erste Jahreswechsel. All das weit weg vom kalten Österreich, in warmen Gefilden. Doch diese Reise war gespickt mit jeder Menge»Up and Downs«. Begonnen hat sie mit einem richtigen Paukenschlag, gleich nach der Ankunft in New York.

Wir waren nach der Passkontrolle auf dem Weg zu einem Taxi, als zwei Burschen und ein Mädchen auf Hans zustürmten. Zunächst waren wir sogar erschrocken. Als sie dann ein Autogramm verlangten, konnten wir das gar nicht fassen. Sogar Hans, der sonst so abgeklärt tat, konnte seine Verblüffung nicht verbergen. »Heast Oida, das kann ja nicht wahr sein, wie geht denn das jetzt«, gab er auf die für ihn typische Weise seinem Erstaunen Ausdruck. Das war für uns alle ein epochaler und sehr berührender Moment. Ein ganz wesentlicher Augenblick in Hans' Leben, der ihm sehr nahegegangen ist. Er hat auch immer wieder davon gesprochen, dass ihn, den»kleinen Osterreicher«, einfach drei Leute in New York erkannt und um ein Autogramm gebeten haben. Das hat ihn sehr bewegt. Man hätte glauben können, dass man ihn mit nichts aus der Reserve locken kann, aber dem war nicht so. Er hatte schon seine Momente, in denen er ganz menschlich und»normal« war, so wie andere Leute auch.

So groß die Freude über die ungeplante»Autogrammstunde« auch war, so getrübt war der Auftakt generell. Noch am Flug hafen musste Hans untersucht werden, weil er über unerträg liehe Schmerzen im linken Bein klagte. Man diagnostizierte eine Thrombose mit Gefahr auf Embolie. Im Hotel wollte ein Militärarzt Hans behandeln, doch das lehnte er ab, Er hatte förmlich eine Phobie gegen Uniformen. Am frühen Morgen beschlossen wir ins Krankenhaus zu fahren, wo man ihn stationär aufnehmen wollte. Auch das passte ihm nicht. »Wenn ich schon im Spital liegen muss, dann in der Sonne«, entschied er.

Also flogen wir weiter nach St. Thomas. Am Weihnachtsabend klärte man ihn im dortigen Krankenhaus über seinen Zustand und — ganz amerikanisch — auch über die Risiken auf. Die Möglichkeit zu sterben prognostizierten sie mit fünf Prozent.

Eine Zahl, die marginal erscheint, doch Hans warf sie komplett aus der Bahn. Noch dazu, wo er immer wieder mit den Venen Probleme hatte. Er war sehr aufgeregt und kaum zu beruhigen. Hans Mahr rief dann Primar Dr. Günther Wiesinger an, um sich unterstützende Beruhigung einzuholen. Der Arzt weilte gerade auf einer Weihnachtsfeier, ließ sich aber mit Hans verbinden und sprach ihm Mut zu. »Ein Risiko besteht natürlich immer bei einer Thrombose, aber ein junger Mensch wie du stirbt nicht an einer Embolie«, so der Mediziner, der Hans auch von der glorreichen Idee abriet, in ein Krankenhaus nach Miami zu fliegen. »Aufgrund der Vibrationen ist das absoluter Schwachsinn.

 
Лютый_хомякДата: Среда, 2009-Июн-10, 12:54 | Сообщение # 11
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Das wäre nicht gut. Bleib liegen und benimm dich ausnahmsweise mal anständig«, riet Dr. Wiesinger und konnte Hans so beruhigen. Statt in der Sonne, saß ich bei Hans am Krankenbett, Von dem traumhaften Haus direkt am Meer konnte ich ihm nur erzählen. So gut es ging, versuchte ich mit Hans Mahr und Matthias Hans die Tage im Spital so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch zu Weihnachten und zu Silvester war ich, solange es die Besuchszeit erlaubte, bei ihm. Obwohl es Hans nicht gut ging, ließ er mir durch seinen Manager ein symbolisches Weihnachtsgeschenk überreichen. Ein Foto, das Hans als Weihnachtsmann verkleidet zeigte. Später schenkte er mir einen Ring. Über das Bild habe ich mich eigentlich mehr gefreut, zumal es eine liebevolle und originelle Idee und Geste war.

An Kreativität mangelte es Hans ohnehin nicht. Es war gar nicht so leicht, ihn in der Intensivstation zu halten. Dort verbrüderte er sich nämlich mit einem Pfleger, dem er reichlich Trinkgeld zusteckte und der ihm dafür Sixpacks Bier und Essen von McDonald brachte. Hans Mahr erwischte ihn einmal, als er Bierdosen unterm Bett und die fetten Fritten am Bauch liegen hatte. Trotzdem überstand er alles gut und schon bald wurde er entlassen. Allzu viel bekamen wir vom Strandleben aber auch dann nicht mit, weil es der Sir bevorzugte, im Haus vor dem Fernseher zu sitzen. Zu der Zeit flimmerte»Rock me Amadeus«auf MTV in heavy rotation über den Schirm. Unter fast ständiger Beobachtung des Sängers himself ...

Nach St. Thomas ging es ab nach Rio de Janeiro. Kaum erholt vom Spitalsaufenthalt, erlebten wir schon den nächsten Schock. Hans war ein sehr spontaner Typ und hatte abends Lust, auf der Copa einen Spaziergang zu machen. Das fand er romantisch. Danach wollten wir noch auf einen Drink gehen. Wir stiegen in ein Taxi und ließen uns auf Empfehlung des Fahrers zu einem Lokal bringen. Wir waren gerade beim Aussteigen, als uns zwei Polizeiautos einkeilten. Eines hinter, eines vor dem Taxi. Blitzschnell sprangen die bewaffneten Polizisten aus ihren Autos und kreisten uns ein. Wir wähnten uns wirklich im falschen Film. Ich war überhaupt so erschrocken, dass ich Angst hatte, vor lauter Aufregung das Baby an Ort und Stelle zu bekonimen. Die brasilianischen Gesetzeshüter befahlen uns auf Englisch still zu stehen und wollten wissen, was wir vorhätten. Hans, selbst ganz erschrocken, versuchte das Gespräch zu besänftigen, und fand heraus, dass die Polizisten dachten, dass wir etwas Illegales im Schilde führen würden, weil es absolut unüblich und äußerst gefährlich sei, am Abend auf der Copa oder generell in Rio so aufgeputzt, wie wir es waren, herumzu- . spazieren. Sie erklärten uns, dass es schon tagsüber leichtsinnig ist, mit Rolex und Goldketten, die uns schmückten, herumzumarschieren, und ließen uns gehen. Im Nachhinein haben wir oft über unsere unglaubliche Naivität gelacht, aber in diesem Monument war selbst Hans nicht mehr cool.

Unsere nächste Station war weitaus ungefährlicher und viel unterhaltsamer. Wir reisten nach Florida. Disneyworld in Orlando war unser Ziel. In dieser Welt für Erwachsene wurden wir wieder zu Kindern. Selbst Hans konnte sich richtig gehen lassen und den»kleinen Jungen« in sich voll ausleben. Obwohl wir eine Woche dort waren, konnten wir uns nicht alles ansehen. Ich weiss aber noch genau, wie beeindruckt Hans zum Beispiel von Sea World war. Vermutlich hat ihm das alles auch deshalb so gut gefallen, weil es so bombastisch aufgezogen ist. Hans Mahr flog mit seinem neunjährigen Sohn Matthias heim und für uns ging's ab nach Miami.

Es war unsere erste Zeit, die wir so richtig genießen konnten. Nur wir beide, kein Stress, keine Termine, das war einfach paradiesisch. Knappe zwei Monate waren es noch bis zur Geburt und wir haben uns irrsinnig auf unser Kind gefreut. Wir wussten ja bereits, dass wir eine Katharina Bianca bekommen wurden. Den Namen Katharina habe ich ausgesucht, weil mir alte Namen so gut gefallen. Hans wollte Bianca unbedingt als Zweitnamen, weil ihm das so gut gefiel. Außerdem heißt meine Schwester so und mit der hat sich Hans immer gut verstanden. Nach der wunderschonen Zeit in Miami ging es wieder ab in die Heimat.

 
Лютый_хомякДата: Среда, 2009-Июн-10, 13:22 | Сообщение # 12
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Katharinas Geburt- Schwacher Mann,
starker Beschützer

Gegen Ende der Schwangerschaft zogen wir uns ins Hotel Panhans am Semmering zurück. Es war am Abend des 12. März 1986. Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett und schickte mich gerade an, Sußigkeiten im Wert von rund 100 Schilling zu verdruecken. So wie ich es seit zwei Wochen jeden Abend getan hatte. Hans hockte mir gegenüber auf der Couch. Er hatte einen Walkman auf und arbeitete. Gegen 21.30 Uhr platzte die Fruchtblase. Ich erschrak furchtbar. Plötzlich war alles nass. Ich rannte aufs WC, Hans sprang auf und eilte mir hinterher. Er war ganz verzweifelt, weil er nicht so recht wusste, was passiert ist und was er tun sollte. Die Mitteilung, dass soeben die Fruchtblase geplatzt sei, machte ihn völlig nervös. "Bist du sicher? Tut dir etwas weh?", fragte er ebenso lieb wie unbeholfen. Nachdem er Handtücher zu einer «Windel«umfunktioniert hatte, trug er mich zurück ins Bett und kontaktierte Dr. Volker in Wien. Dieser war damals einer der wenigen Arzte, die eine sogenannte»sanfte Geburt«(ohne Schmerzmittel oder fremde Hilfe) durchführten. Ich habe eine unglaubliche Abneigung gegen Spitäler, Spritzen, Narkosen und alles was damit zu tun hat. Ich wollte eine ganz natürliche Geburt und hatte das mit Hans besprochen. Er hatte sich erkundigt und so waren wir auf Dr. Volker gestoßen. Der Arzt war ruhig und gelassen, was Hans gar nicht fassen konnte. Er wollte sofort zurück nach Wien fahren, aber Dr. Volker empfahl mir, etwas zu schlafen, um mich zu schonen und Kräfte für die Geburt zu sammeln. Das mit dem Schlafen funktionierte aber so gar nicht. Wir waren beide zu aufgeregt. Um 5.30 Uhr packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren nach Wien, begleitet von den beruhigenden Worten des Arztes, für den es nicht weiter verwunderlich war, dass die Wehen noch nicht eingesetzt hatten. Auch ein Punkt, der uns verunsicherte. Wir wurden schließlich beide zum ersten Mal Eltern.

Am 13. März 1986 um 9 Uhr trafen wir im»Weißen Kreuz«ein. Um 10.30 Uhr bekam ich ein Zapferl und zwei Minuten später setzte auch schon die erste Wehe ein. Die Aufregung stieg. Der Arzt empfahl uns am Gang spazieren zu gehen. Hans hat dabei schachtelweise Zigaretten geraucht. Er war viel nervöser als ich, mimte aber trotzdem den starken Beschützer an meiner Seite. Ab 15 Uhr durfte ich dann das Zimmer nicht mehr verlassen. Die Wehen wurden immer schmerzhafter. Bald hatte ich dann aber keine Kraft mehr und die Hebammen meinten, ich sollte mich auf die Knie setzen, damit das Baby leichter zur Welt kommen könne. Hans stand mir im wahrsten Sinne des Wortes eng zur Seite. Sn eng, dass ich vor lauter Schmerzen permanent mit meinem Kopf gegen seine Brust schlug, Sieht man davon ab, dass er diese Momente ohnehin nie vergaß, sollten ihn eine Menge blauer Flecken noch tagelang an Katharinas Geburt erinnern. Das Farbenspiel setzte sich auch in seinem Gesicht fort. Er wurde käseweiß und musste raus-gehen. Das war gegen 20 Uhr. Wenig später, kurz nachdem Katharina um 20.09 Uhr zur Welt kam, war Hans wieder da. Als er das Zimmer betrat, lag unser Baby bereits auf meiner Brust. Unter Tränen durchtrennte er die Nabelschnur. Seine Tapferkeit wurde belohnt. Er durfte Katharina dann gleich baden, was er bravourös meisterte.

Später wurde ich mit unserem Kind ins Zimmer gebracht. Hans wartete bereits auf uns. Etwas ruhiger, weil er sich zwischen-zeitlich zwei Drinks genehmigte. Es dauerte nicht lange, bis er vor Erschöpfung ob der vielen Aufregungen auf dem Sessel entschlummerte. Sehr zum Leidwesen der Schwester, die wollte, dass er geht. Immer wieder kam sie ins Zimmer und bat: »Herr Hölzel, bitte, Ihre Frau und Ihr Kind brauchen Ruhe. Sie sollten jetzt gehen. «Das konnte er aber so gar nicht verstehen und dachte nicht einmal daran, seine zwei Lieblinge zu verlassen. »Ich will bei meiner Frau sein und störe sie ganz bestimmt nicht. Die Einzige, die stört, sind wohl eher Sie. Sie kommen ja die ganze Zeit rein und stören uns!«, klärte er die Krankenschwester in seiner unmissverständlichen Art auf und wachte weiter an unserer Seite. Katharinas Geburt war aber nicht das einzige Highlight im März 1986. Rund zwei Wochen später kam der Anruf von der Plattenfirma. Hans hatte es in den USA mit »Rock me Amadeus«an die Spitze der Billboard-Charts geschafft.

 
Лютый_хомякДата: Среда, 2009-Июн-10, 13:22 | Сообщение # 13
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Zenit seiner Karriere — Schatten der Angst

Nachdem Hans erfahren hatte, dass er in den US-Charts Nummer eins war, tat er im ersten Moment ganz cool. Fast so, als würde ihn das gar nichts angehen. Etwas später sagte er: »Ich habe es geschafft, aber was kommt jetzt noch?! Was kann noch kommen?«Diese Fragen ließen ihm keine Ruhe. Der Erfolg hätte ihm eigentlich zu uneingeschränkter Freude gereichen müssen, aber er machte ihn nachdenklich und betrübt. Er wusste, dass er den Zenit seiner Karriere erreicht hatte, und das hat ihn wahnsinnig belastet. Dass das für ihn ein unglaublicher Druck war, das hat er oft erwähnt. An das Erreichte anzuknüpfen, nicht nachzulassen, das hat er von sich selbst erwartet. Hans hatte ungemein Angst davor, in ein Loch zu fallen, was dann auch prompt passiert ist. Schleichend und immer wieder überfielen ihn depressive Phasen. Existenzängste plagten ihn. Obwohl Hans auch finanziell viel erreicht hatte und sich nicht wirklich Sorgen machen musste, hatte er den Kopf ständig voll mit Angsten. Diese hatten nicht zuletzt in seinem Verantwortungsgefühl ihren Ursprung. Er wusste, dass er Frau und Kind hatte und noch nicht alt war. Die Vorstellung, dass er plötzlich keinen Erfolg mehr haben könnte, hat ihm manchmal fast den Verstand geraubt. Im Grunde waren es ganz gewöhnliche Existenzängste, wie sie sehr viele Menschen haben, nur eben in einer anderen Dimension.

Hans, der Gefühlsmensch — Die hohe Kunst der
Selbstzerfleischung

Hans war von einer unglaublichen Zerrissenheit geprägt. Da war sein Innenleben, das, was ihn als Menschen ausmachte, und das, was er nach außen hin repräsentierte: die Kunstfigur Falco. Ich durfte das Gegenteil von dem kennenlernen, das er nach außen lebte. Oft war ich ob dieser Verwandlungskunst bei Gesprächen. Interviews oder Verhandlungen, die er beinhart führte, ganz sprachlos. Das war so gar nicht der Mann, den ich von zu Hause kannte. Mit dem echten, dem so sensiblen Menschen hatte jener, der sich bei solchen Gelegenheiten zeigte, absolut nichts zu tun. Er war so hypersensibel, so einfühlsam. Viel sensibler, als sich manche vielleicht vorstellen können. All das, was er in der Öffentlichkeit nie sagte, was er nie reprasentierte, genau das war er. Es waren diese kontrastreichen komponenten und sein tatsächliches Sein, was ich an ihm so sehr liebte. Leider durfte er nur selten der Mensch sein, der er war. Er selbst hat sich das meistens nicht gestattet. Auch von außen hat man ihm das auf eine gewisse Art und Weise nicht erlaubt. Wer hätte das denn schon gewollt, Falco ganz»normal«, emotional, so wie jedermann. Das war nicht die Erwartung, die man an ihn hatte. Wenn er sich nicht mehr so wie die Kunstfigur Falco gegeben hätte, dann wäre das eine herbe Enttäuschung gewesen.. Ich habe mir das oft bei Interviews gedacht: »Was wäre, wenn er jetzt eine ganz normale Antwort geben wurde? Wenn er das sagen würde, was er sich wirklich denkt. «Vermutlich hätte man das belächelt, ziemlich sicher aber hatte man es nicht ernst genommen und vielleicht auch nicht darüber geschrieben. Nicht so sein zu dürfen, wie er wirklich war, darunter hat er extrem gelitten. Die Kunstfigur Falco hat ihm zu Ruhm und Erfolg verholfen, aber sie war auch eine der größten Bürden, die Hans Hölzel zu tragen hatte. Damit ist er bis zu seinem Ende nicht zurechtgekommen. Er selbst hat Falco erschaffen, aber auf gewisse Weise hat er immer versucht, Falco zu töten. Da Hans nicht das Leben führen konnte, das er so gerne geführt hätte, flüchtete er sich in eine andere Welt. In die von Alkohol und Drogen.

Seine Zuneigung zu bewusstseinsverändernden Substanzen war eine Abneigung gegenüber der Realität. Er hat sich in diesem Zustand vom alltäglichen Leben weggeholt. Aber auch damit kam er nicht zurecht. Es nervte ihn ungemein, dass er das Problem nicht in den Griff bekommen konnte. Hans konnte nicht zwei oder drei Gläser trinken, das war ihm nicht gegeben. Es gab nur entweder oder. In solchen Fällen ist er dann auch unangenehm und rüpelhaft geworden. Nüchtern war er nie so, nicht annähernd. Das wusste er ganz genau und fand sich betrunken selbst abscheulich. Eines Tages entschied er sich zu einer Entziehungskur in Frankreich, weil das in Österreich nicht groß publik werden sollte. Katharina, ich und meine Mutter haben ihn nach Lyon begleitet. Wir waren zwar in einer anderen Abteilung untergebracht, aber im gleichen Haus wie Hans, und wenn er keine Therapie hatte, verbrachten wir die Zeit gemeinsam. Danach habe ich wirklich geglaubt, dass wir es geschafft haben. Aber Hans war wie eine tickende Bombe. Kaum dachte man, sie sei entschärft, explodierte sie schon wieder. Auch bald nach dem Entzug war wieder alles beim Alten.

 
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